1525 erschien in Worms bei Peter Schöffer d. J. (~1480-1547) ein Nachdruck des 1524 in Wittenberg veröffentlichten Geistlichen Gesangbüchleins*. Autor war der "Urkantor der lutherischen Kirche", Johann Walter (1496-1570).
Mit
diesem Werk beginnt die Geschichte der mehrstimmigen evangelischen
Kirchenmusik. Es ist kein Gemeindegesangbuch im heutigen Sinn, sondern eine
Sammlung von Chorstücken, die neben 5 prächtigen lateinischen Motetten 38
reformatorische Choräle in kunstvollen 3- bis 5 stimmigen Bearbeitungen enthält.
Luthers gesamtes Liedschaffen der Jahre 1523/24 fand Aufnahme darin, u. a. Aus tiefer Not schrei ich zu dir, Nun komm der Heiden Heiland oder Wir glauben all an einen Gott.
Da die Wittenberger Erstausgabe nur unvollständig erhalten ist, stellt Schöffers Wormser Zweitdruck die älteste komplett vorliegende Fassung dieser epochalen Veröffentlichung dar.
Luthers Vorrede, in der er auf den erzieherischen Nutzen des Singens hinweist, war im Tenor-Stimmbuch abgedruckt.
Auf Hans Holbeins berühmtem Gemälde "Die Gesandten" (1533) ist ein aufgeschlagenes Tenor-Stimmbuch des Geistlichen Gesangbüchleins zu sehen. Das Schriftbild, v.a. die Holzschnittinitiale K auf der linken Seite, lässt eindeutig erkennen, dass dem Maler die Wormser Ausgabe als Vorlage diente, auch wenn die Nummerierung und Anordnung der beiden Lieder im realen Gesangbüchlein eine andere ist.
* Johann Walter: Geistliches Gesangbüchlein (Worms 1525); herausgegeben von Christian Schmitt-Engelstadt; Köln 2017.