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Luthers Theologie

"Sola fide, sola scriptura, solus Christus, sola gratia" - Allein durch den Glauben, allein die Schrift, allein Christus, allein durch Gnade! Diese vier Soli fassen Luthers Theologie, wie sie sich bis 1521 bereits entwickelt hat, gut zusammen.  

Martin Luther, die zentrale Figur auf dem Lutherdenkmal in Worms, Foto: Rudolf Uhrig 
Martin Luther, die zentrale Figur auf dem Lutherdenkmal in Worms, Foto: Rudolf Uhrig
 Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche, Titel, 1520, Bild: Wikimedia Commons 
Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche, Titel, 1520, Bild: Wikimedia Commons
An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung, Titel, 1520, Bild: Wikimedia Commons 
An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung, Titel, 1520, Bild: Wikimedia Commons
Von der Freiheit eines Christenmenschen, Titel, 1520, Bild: Wikimedia Commons 
Von der Freiheit eines Christenmenschen, Titel, 1520, Bild: Wikimedia Commons

Seit seinem Eintritt ins Kloster im Jahre 1505 ist die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes für ihn ein Problem. In seinem Ringen um einen gnädigen Gott erfährt Luther in seiner intensiven Beschäftigung mit der Heiligen Schrift eine Erleuchtung. Er findet den gnädigen Gott, der seine Gerechtigkeit nicht durch aktives Handeln durch Strafe, sondern passiv durch Gnade und Barmherzigkeit walten lässt, Sola Gratia!

1512 war Luther zum Doktor der Theologie promoviert worden und übernahm die Professur für Biblische Studien und Bibelauslegung an der 1502 gegründeten Universität Wittenberg. In der Turmstube des schwarzen Klosters zu Wittenberg bereitet sich Luther im Frühjahr 1513 auf die Psalmenvorlesung vor, die er im August halten will. Er stößt auf Vers 2 des 31. Psalms: „Errette mich durch deine Gerechtigkeit.“ Das Gericht Gottes fürchtend muss dieser Vers dem Mönch wie ein Hohn erscheinen. Da stößt er auf die entscheidenden Verse im Brief des Paulus an die Römer. „Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben: wie geschrieben steht (Habakuk 2, 4) »Der Gerechte wird aus Glauben leben« (Röm 1,17). So entdeckt er sein „Sola Fide!“, das ihn frei macht von der Angst, sich die Gnade Gottes verdienen zu müssen. 

Und Röm 3,28 wird zu einer weiteren Schlüsselstelle: „So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ In seiner Römerbriefvorlesung von 1515 vertieft er diese Gedanken. So wird die Schrift, die Bibel zum Maßstab dessen, was gilt, sie weist dem Menschen den Weg und die Orientierung. Sie wird zur einzigen Autorität in Fragen des Glaubens und der Lehre, Sola Scriptura! 

In diesem Sinne zeigt das Wormser Lutherdenkmal den Reformator nicht in der Mönchskutte, die er in Worms getragen hat, sondern aufrechten Blicks im Professorentalar, die Faust auf die Bibel gelegt. Diese Gedanken führen zum Zentrum seiner Theologie, dem gekreuzigten Christus, in dem sich Gott selbst den Menschen zugewandt hat, sich den Menschen hingegeben hat. So ist jenes oft reproduzierte Altarbild von Lucas Cranach aus der Marienkirche in Wittenberg ein gutes Charakteristikum seiner Theologie, das den predigenden Luther auf der Kanzel darstellt, der für die Gottesdienstbesucher auf den gekreuzigten Christus  zeigt, Solus Christus! 

Von daher muss deutlich sein, dass der Ablasshandel, so wie er missbräuchlich vor den Toren Wittenbergs auf brandenburgischem Gebiet 1517 betrieben wurde, Luther herausfordern musste. Erkaufter Erlass von Sündenstrafen, von Zeit im Fegefeuer, das war theologisch nicht haltbar. Und so kam es zu seinen 95 Thesen. 

Die Ablasspraxis im späten Mittelalter war auch für die damalige katholische Kirche nicht unumstritten. So untersagte die Synode von Sevilla 1478 diese Praxis in ihrer Region. 

Seine Lehre entwickelte Luther weiter. So waren es neben den Ablassthesen sowie den Disputationen von Heidelberg und Leipzig die reformatorischen Schriften von 1520, die ihn in wachsenden Gegensatz zur Kirche brachten: „An den christlichen Adel deutscher Nation und von des christlichen Standes Besserung“, „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ und „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“. In der Adelsschrift und in der Schrift von der Freiheit eines Christenmenschen entwickelt er die Lehre vom allgemeinen Priestertum der Getauften, das eine besondere Heilsvermittlung für alle Getauften unnötig macht:

„Alle Christen sind wahrhaft geistlichen standes, und ist unter ihnen kein Unterschied dann des Amts halben allein….Demnach so werden wir allesamt durch die Taufe zu Priestern geweiht….Was aus der Taufe gekrochen ist, das mag sich rühmen, dass es schon zum Priester, Bischof und Papst geweiht sei, obwohl es nicht jedem ziemt, dieses Amt auch auszuüben.“

(An den christlichen Adel deutscher Nation und von des christlichen Standes Besserung: WA 6, S. 407, Z. 13 ff, Z. 22 f, S. 408, Z. 11 f)

In der Schrift von der babylonischen Gefangenschaft reduziert er die Zahl der sieben Sakramente auf die, die nach biblischem Zeugnis von Jesus selbst eingesetzt sind, Taufe und Abendmahl. Noch 1521 prangert er die Beichtpraxis der Kirche an. In der Adelsschrift, aber auch in der in der Wormser Stadtbibliothek im Original vorhandenen Ratsherrnschrift von 1524 entwickelt er aus der im Glauben gewonnenen Freiheit heraus ethische Grundsätze zu einer politischen Verantwortung. „Gute Werke machen keinen frommen Menschen, aber ein frommer Mensch tut gute Werke!“ So könnte man diese Gedanken zusammenfassen. 

Luther entwickelt seine Theologie weiter und nimmt in seinem umfangreichen Gesamtwerk zu allen wichtigen Fragen des Glaubens Stellung, der Kleine und Große Katechismus sind wahrscheinlich die meist verbreiteten dieser Werke geworden. 

 
Reformationsaltar in Wittenberg, Bild: Wikimedia Commons 
Reformationsaltar in Wittenberg, Bild: Wikimedia Commons